Waldemar und sein Team entwickeln ein Produkt, das aus dem Liebesleben nicht wegzudenken ist: Kondome. Aber nicht irgendwelche Kondome, sondern "fairstainable" produzierte, also unter Beachtung fairer Arbeitsbedingungen und nachhaltiger Verfahren. Zusätzlich spendet das Unternehmen 50 Prozent seiner Einnamen für gute Zwecke, zum Beispiel die Aufforstung von Kautschukplantagen oder sexuelle Aufklärung.

Und auch in der eigenen Unternehmenskultur geht einhorn Kondome neue Wege. Im Gespräch erzählt CEO Waldemar Zeiler, was Nachhaltigkeit mit Achsamkeit zu tun hat, wie er sich die Zukunft der Arbeit vorstellt, und wie es sich anfühlt, im rosa Einhorn-Kostüm für sein Projekt zu werben.

1. Als Seriengründer, CEO von einhorn Kondome und Initiator des Entrepreneur’s Pledge hast du einen bewegten Lebenslauf. Was war für dich die größte berufliche Herausforderung und wie hast du sie gemeistert?

Die größte Herausforderung war tatsächlich das “magische einhorn”. Zum ersten Mal traute ich mich, komplett so zu, sein wie ich bin. Ohne mich irgendwie zu verstellen oder besonders professionell wirken zu wollen oder jemand zu beeindrucken. Das war eine extreme Überwindung. Insbesondere das Crowdfunding-Video im einhorn Kostüm zu absolvieren und damit im Zweifel nie wieder ernst genommen zu werden, falls es mit einhorn nicht klappt (zumindest dachte ich das…).

2. Unterzeichner des Entrepreneur‘s Pledge versprechen, ein soziales und nachhaltiges Unternehmen zu gründen und die Gewinne zur Hälfte in den sozialen oder ökologischen Sektor zu reinvestieren. Wie stellt ihr sicher, dass sich eure Mitglieder an diese Vorgaben halten?

Gar nicht. Es ist eine moralische Verpflichtung, so ähnlich wie der Giving Pledge von Warren Buffet und Bill Gates. Wenn nur ein kleiner Teil das Versprechen einlöst, wird es einen massiven Impact haben.

3. Auf der MIND Konferenz 2017 hast du an deiner ersten Veranstaltung zum Thema Achtsamkeit teilgenommen. Bist du ganz unvoreingenommen an die Erfahrung herangegangen oder hat sich deine Einstellung im Laufe der Konferenz verändert?

Naja, man hat schon so eine komische Vorstellung von lauter Eso-Kreaturen und Leuten, die gerade eine Midlife-Krise durchmachen oder einen Burn-Out haben. Da waren dann aber tatsächlich (fast ;) nur normale Menschen unterwegs. Ich fand viele Impulse der anderen Speaker spannend. Nichts war komplett neu, aber das alles gut zusammengefasst von einer Autoritätsperson zu hören, war sehr hilfreich.

4. Wie passen für dich Nachhaltigkeit, Fairness und Achtsamkeit zusammen?

Ich denke, sie gehen Hand in Hand. Wenn ich Mensch und Natur schlecht behandle, dann kommt das auf mich zurück und setzt mich unter Stress. Man kann es “Bad Karma” nennen, und dieses ist bekanntlich ein Boomerang. Es ist also sehr vorteilhaft für einen selbst, wenn man seine eigenen Stakeholder gut behandelt.

5. Bei einhorn stehen Transparenz und Vertrauen im Vordergrund. So verfügt jeder Mitarbeiter über eine freie Anzahl von Urlaubstagen und ihr habt sogar damit experimentiert, dass jeder sein Gehalt selbst bestimmen kann. “New Work” ist bei euch also mehr als nur ein Trend. Was genau verstehst du unter dem Begriff und was ist dein wichtigster Tipp für eine gesunde Unternehmenskultur?

Schwierig. Wir hadern selbst mit dem Begriff und nennen es ständig anders. Kommunikation ist der Schlüssel, aber das heißt auch, dass man viel im Team kommunizieren muss. Mir fiel es am Anfang schwer, so viel reden zu „müssen“, ohne konkretes Ziel. Jetzt weiß ich, dass Reden, am besten mit GFK-Training (Training für Gewaltfreie Kommunikation), der Klebstoff einer guten Kultur ist.

6. Was wünscht du dir für die Arbeitswelt der Zukunft? Wie werden unsere Enkelkinder deiner Meinung nach in fünfzig Jahren arbeiten?

Ich wünsche mir, dass sich jeder aussuchen kann, ob er arbeiten will oder nicht, also jeder ein Grundeinkommen erhält. Und ich hoffe, dass unsere Kinder und Enkelkinder durch die Automatisierung, AI (Artificial Intelligence), Roboter und co. die manuellen Aufgaben abgenommen bekommen, um an komplexeren Problemen, wie etwa Weltfrieden, Ungleichheit, Klimawandel etc. zu arbeiten. Viel zu wenige schlaue Ressourcen arbeiten momentan daran, im Vergleich zu Bereichen wie zum Beispiel dem Militär oder Investmentbanking.

7. Kinderwagen schieben, Vorträge halten, ein Team leiten. Klingt nach einem vollen Terminkalender! Wo und wie nimmst du dir deine ganz persönliche Auszeit vom Alltag?

Ich habe eigentlich noch nie so wenig gearbeitet wie jetzt. Mein Terminkalender ist eigentlich ziemlich leer und ich feiere jeden leeren Tag darin. Ich versuche, nur Dinge zu machen, die mir Spaß machen und irgendwie scheint es auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Ich würde sagen, ich arbeite gar nicht, wenn ich so drüber nachdenke… Krass, zum Glück kann mich niemand feuern für diese Aussage ;)



TED-Talk Waldemar Zeiler: A pledge that might save the world